Donnerstag, 1. November 2007

Emilchen

Emil hat seine erste Krankheit ueberstanden und seinen ersten Sturz von einer Treppe. In Calama, vor zwei Wochen haben wir ja alle ene oder mehrere Runden erbrechen muessen und bei Emil hat sich dann ein hartnaeckiger Durchfall angeschlossen, der sich erst in den letzten Tagen wieder in einigermassen normalen Stuhlgang eingependelt hat. In den Tagen nach dem Erbrechen hat er wenig gegessen und ist uns - immer dabei froehlich und selten schlapp und krank - schon ziemlich vom Fleisch gefallen. Und viel, ungewoehnlich viel, ist er an Mama gehaengt, auch, als er wieder stabil war und wir weitergefahren sind, wollte er manchmal einfach nicht in den Haenger - zu wenig Naehe dort.


Inzwischen holt er kraeftig auf, isst wie der Teufel, z.B. heute zum Fruehstueck: 1 Joghurt mit halber Banane, 1/2 Toastbrot mit Kaese, 1 Mini-Gebaeck, 1 Portion Haferbrei. Im Haenger brabbelt er ohne Unterberchung, er hat so eine Art Zungentremolo entdeckt, das uns in letzter Zeit durch die Berge begleitet hat. Klingt etwa so: "loedloedloedl", erinnert mich an Loriots Jodeldiplom. Auch ausserhalb vom Haenger ist er saugut drauf, macht andauernd Spaesse, tobt auf uns herum, steigt Stufen und Abhaenge rauf und runter, rutscht Sandduenen runter, schaut mit fanatischer Begeisterung beim Kochen zu und isst selbstaendig mit dem Loeffel, man muss fast oder gar nicht mehr helfen. Das faellt auch unseren jeweiligen Wirtinnen auf, immer etwa in der Reihenfolge: "Wie alt ist er?" - "1 Jahr und zwei Monate" "Oh, er isst ja schon alleine!" - bescheidenes Elternlaecheln "ja,ja" Am 24. Oktober ist Emil 1 Jahr und zwei Monate alt geworden. Ich meine, er koennte seinen Wortschatz (="da" in allen Varianten, "dan" oder "didn", wenn er beim Essen etwas unbedingt haben will, "nein", "zu") langsam erweitern. Wenn er nach dem Bechern verlangt, sage ich "trinken", ab und zu kommt dann "tide", aber ohne viel Motivation. Emilchen scheint gut auszukommen mit "da" und "nein" und ich muss mich gedulden. Der Schwerpunkt seiner Interessen sind mehr das Bewegen und schon die Kommunikation, aber mit seinen Mitteln. Verstehen scheint er ja schon viel. Kleine Bitten werden hier und da erfuellt: "Hol dein Muellauto" (er faengt an, suchend herumzugehen) - "es liegt hinter dem Fahrrad" (er marschiert hin und kommt mit dem Muellauto wieder), oder "wo ist dein zweiter Schuh?" (nachdem er kurz vorher seine Schuhe durch die Gegend geschmissen hat) - da hat er kuerzlich tatsaechlich unters Bett geschaut und da war der Schuh! Nach wie vor der Renner ist Emils Zugehen auf andere Leute und sein charmantes Winken. Traegt man ihn durch die Strassen, winkt er den Leuten zu und probiert aus, ob sie reagieren, meistens mit Erfolg. Heute ist eine aeltere, argentinische Dame hin- und weggeschmozen, als er nach ausgiebigem Shakern - ihr zum Abschied zugewunken hat. Lieblingsspiel: Steine werfen, vor allem, wenn Papa "buff-baff-poff" dazu sagt + Toben am Abend im Zelt, ohne Ende, auch, wenn Papa und Mama laengst schlafen wollen. Klettern: Ueberall will Emil rauf: Stuehle, Felsen, Stufen. Beim Lagern, wenn um das Zelt rum Felsen oder steile Haenge sind, klebt er staendig dran: rauf und wieder runter, dass einem himmelangst wird. Aber es hilft ja nicht, man kann es ihm nicht verbieten, er macht es ueberall und immer, mit nicht nachlassender Leidenschaft. Nur die Treppen sind natuerlich zu gefaehrlich, da gibt es kein Halten mehr, wenn etwas schief laeuft. In San Pedro haben wir Emil 3 Sekunden zu lange aus den Augen gelassen, schon war er auf der 4. Stufe und ist runtergekugelt. Ausser Schrammen im Gesicht ist gluecklicherweise nichts passiert und die sind inzwischen verheilt und durch neue, weniger arge ersetzt. Eine Lehre fuer Mama und Papa. Und sonst? Ganz schoen genervt sind wir von seinen Trotzanfaellen. Rumtoben, auf den Boden setzten, Bruellen, mit den Armen Fuchteln. Emil hat viele Register, die er zieht, wenn er etwas nicht bekommen kan, oder wenn wir einfach nicht verstehen, was er will. (in sehr wenigen Faellen reicht "da" doch nicht aus) Oft hilft Ablenken, aber nicht immer. Sehr sehr viel spass haben wir mit dem kleinen Gnom, der immer mehr seine kleine Persoenlichkeit entpuppt. Spass, wenn er am Tisch mit uns sitzt und von seinem eigenem kleinen Teller mitisst, wenn er Quatsch macht und rumalbert, wenn er nach seinen Lieblinsspielen oder Liedern (klatschen...) verlangt oder wenn er im Haenger herumlabert. Spass, wenn er einen Riesenspass hat und davonlaeuft, immer ein Auge nach hinten, wenn man sagt "Ich fang dich!", wenn er voellig weggetreten ist, weil ihm die Kellnerin 6 Kronkorken geschenkt hat, mit denen er spielt und waehrend dem Spielen immer wieder loskichert, weil es ihm soooo gut gefaellt.

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