Freitag, 2. November 2007

Von S.S. de Jujuy nach Salta



Wir haben E-Mail Kontakt mit Sabine und Stefan aufgenommen. Sie sind in Salta. Wir eilen nach Salta (95 km, Schnitt 18 km/h - das Hoehentraining auf 4000m wirkt), Voralpen Almlandschaft mit schmaler asphaltiertier Strasse, dazwischen Seen, dichte Waelder, Kuehe, dann rein nach Salta, eine schoene lebendige Stadt (vom Character wie mitteleuropaeische Staedte).

Am 3.11. wandern wir auf den Stadtberg fahren mit der Seilbahn zurueck. Abends einkaufen, Essen gehen. Oooooh und wie essen gehen in ein Fleischrestaurant. Sooooolche Stuecke an Fleisch, so zart so fein. Dazu Salta Bier aus der Literflasche, mmmhhh, und Emil ganz vergnuegt, winkt immer dunkelhaarigen Maedchen zu, die dahinschmelzen. Emil! Ich zahle nicht die Alimente fuer Deine Kinder.

Die Reissverschluesse von Lauche und Maas aus Muenchen sind nicht angekommen, schade. Was wird aus unserem Schneehuhn?

Morgen (Sonntag 4.11.) fahren wir weiter Richtung Cafayate. Die dritte Etappe beginnt. Wir wollen Ende November in Mendoza sein. Das sind etwa 1.200 Km und 6.000 Hoehenmeter. Wir melden uns dazwischen, wenn wir einen schoenen Ort mit Internetanschluss finden. Bis dann und hasta luego.

Donnerstag, 1. November 2007

Purmamarca nach San Salvador de Jujuy

Vier 4km bis zur Einmuendung in die Hauptstrasse. Rueckenwind, immer mehr Doerfer, Wasser, Kuehe stehen in Tuemmpeln. Baeume, Alleen, Traumhaft schoen nach zwei Monaten Wueste.

Eines wird uns ganz unmittelbar klar: Wasser ist Leben. Wir rollen hiaus durch das Tal. Waelder, gruen, gruen. Monika wuenscht sich einen Mittagsplatz Bank unter schattigem Baum, allein wir finden keine Bank. so treten wir weiter bis San Salvador de Jujuy. Gehen ins Touristenbuero finden ein Hotel. Endlich mal echte Zivilisation.
Zwei Tage bleiben wir, essen Eis und bummeln durch die Fussgaengerzone.

Essengehen am Abend ist aber schwierig. Die Lokale oeffnen nicht vor 20.00 Uhr, viele wohl spaeter. Das ist mit Emil schwierig. Wir schlagen uns eine Stunde ind Fussgaengerzone um die Ohren in der Hoffnunnug das Lokal wuerde um 20.00 Uhr aufmachen. Nein. Also doch Pizzeria schnell - Emil nervt und muss schlafen.

So schauen wir jetzt aus


Emil, Wind, Sonne, Verdauungsprobleme haben an uns gezerrt. Wir sind duenn geworden. Sehr duenn.

Emilchen

Emil hat seine erste Krankheit ueberstanden und seinen ersten Sturz von einer Treppe. In Calama, vor zwei Wochen haben wir ja alle ene oder mehrere Runden erbrechen muessen und bei Emil hat sich dann ein hartnaeckiger Durchfall angeschlossen, der sich erst in den letzten Tagen wieder in einigermassen normalen Stuhlgang eingependelt hat. In den Tagen nach dem Erbrechen hat er wenig gegessen und ist uns - immer dabei froehlich und selten schlapp und krank - schon ziemlich vom Fleisch gefallen. Und viel, ungewoehnlich viel, ist er an Mama gehaengt, auch, als er wieder stabil war und wir weitergefahren sind, wollte er manchmal einfach nicht in den Haenger - zu wenig Naehe dort.


Inzwischen holt er kraeftig auf, isst wie der Teufel, z.B. heute zum Fruehstueck: 1 Joghurt mit halber Banane, 1/2 Toastbrot mit Kaese, 1 Mini-Gebaeck, 1 Portion Haferbrei. Im Haenger brabbelt er ohne Unterberchung, er hat so eine Art Zungentremolo entdeckt, das uns in letzter Zeit durch die Berge begleitet hat. Klingt etwa so: "loedloedloedl", erinnert mich an Loriots Jodeldiplom. Auch ausserhalb vom Haenger ist er saugut drauf, macht andauernd Spaesse, tobt auf uns herum, steigt Stufen und Abhaenge rauf und runter, rutscht Sandduenen runter, schaut mit fanatischer Begeisterung beim Kochen zu und isst selbstaendig mit dem Loeffel, man muss fast oder gar nicht mehr helfen. Das faellt auch unseren jeweiligen Wirtinnen auf, immer etwa in der Reihenfolge: "Wie alt ist er?" - "1 Jahr und zwei Monate" "Oh, er isst ja schon alleine!" - bescheidenes Elternlaecheln "ja,ja" Am 24. Oktober ist Emil 1 Jahr und zwei Monate alt geworden. Ich meine, er koennte seinen Wortschatz (="da" in allen Varianten, "dan" oder "didn", wenn er beim Essen etwas unbedingt haben will, "nein", "zu") langsam erweitern. Wenn er nach dem Bechern verlangt, sage ich "trinken", ab und zu kommt dann "tide", aber ohne viel Motivation. Emilchen scheint gut auszukommen mit "da" und "nein" und ich muss mich gedulden. Der Schwerpunkt seiner Interessen sind mehr das Bewegen und schon die Kommunikation, aber mit seinen Mitteln. Verstehen scheint er ja schon viel. Kleine Bitten werden hier und da erfuellt: "Hol dein Muellauto" (er faengt an, suchend herumzugehen) - "es liegt hinter dem Fahrrad" (er marschiert hin und kommt mit dem Muellauto wieder), oder "wo ist dein zweiter Schuh?" (nachdem er kurz vorher seine Schuhe durch die Gegend geschmissen hat) - da hat er kuerzlich tatsaechlich unters Bett geschaut und da war der Schuh! Nach wie vor der Renner ist Emils Zugehen auf andere Leute und sein charmantes Winken. Traegt man ihn durch die Strassen, winkt er den Leuten zu und probiert aus, ob sie reagieren, meistens mit Erfolg. Heute ist eine aeltere, argentinische Dame hin- und weggeschmozen, als er nach ausgiebigem Shakern - ihr zum Abschied zugewunken hat. Lieblingsspiel: Steine werfen, vor allem, wenn Papa "buff-baff-poff" dazu sagt + Toben am Abend im Zelt, ohne Ende, auch, wenn Papa und Mama laengst schlafen wollen. Klettern: Ueberall will Emil rauf: Stuehle, Felsen, Stufen. Beim Lagern, wenn um das Zelt rum Felsen oder steile Haenge sind, klebt er staendig dran: rauf und wieder runter, dass einem himmelangst wird. Aber es hilft ja nicht, man kann es ihm nicht verbieten, er macht es ueberall und immer, mit nicht nachlassender Leidenschaft. Nur die Treppen sind natuerlich zu gefaehrlich, da gibt es kein Halten mehr, wenn etwas schief laeuft. In San Pedro haben wir Emil 3 Sekunden zu lange aus den Augen gelassen, schon war er auf der 4. Stufe und ist runtergekugelt. Ausser Schrammen im Gesicht ist gluecklicherweise nichts passiert und die sind inzwischen verheilt und durch neue, weniger arge ersetzt. Eine Lehre fuer Mama und Papa. Und sonst? Ganz schoen genervt sind wir von seinen Trotzanfaellen. Rumtoben, auf den Boden setzten, Bruellen, mit den Armen Fuchteln. Emil hat viele Register, die er zieht, wenn er etwas nicht bekommen kan, oder wenn wir einfach nicht verstehen, was er will. (in sehr wenigen Faellen reicht "da" doch nicht aus) Oft hilft Ablenken, aber nicht immer. Sehr sehr viel spass haben wir mit dem kleinen Gnom, der immer mehr seine kleine Persoenlichkeit entpuppt. Spass, wenn er am Tisch mit uns sitzt und von seinem eigenem kleinen Teller mitisst, wenn er Quatsch macht und rumalbert, wenn er nach seinen Lieblinsspielen oder Liedern (klatschen...) verlangt oder wenn er im Haenger herumlabert. Spass, wenn er einen Riesenspass hat und davonlaeuft, immer ein Auge nach hinten, wenn man sagt "Ich fang dich!", wenn er voellig weggetreten ist, weil ihm die Kellnerin 6 Kronkorken geschenkt hat, mit denen er spielt und waehrend dem Spielen immer wieder loskichert, weil es ihm soooo gut gefaellt.

Montag, 29. Oktober 2007

Purmarmarca - Gruss aus dem Fruehling



Ich sitze auf der Terasse mit Blick auf den Cerro Siete Colores, der Huegel mit den sieben Farben.
Er ragt mitten aus der Oase hoch, schillert von gruen ueber rosa bis rostrot und konstrastiert eifrig mit den kargen, wuestengrauen Bergen ringsum.
Purmamarca ist eine Oase am Ende eines Tales auf gut 2000 Metern Hoehe. Die Berge ringsum werden immer noch 4000 Meter hoch sein.

Vorgestern sind wir ueber den letzten Andenpass rueber, nochmal auf 41.. Meter hoch. Dann eine spektakulaere Abfahrt. Oben hat man, wie am Stilfser Joch, die Serpentinen bis ins Tal gesehen. Im Talboden angekommen, begleitet uns ein Bach, der dafuer sorgt, dass mitten aus den wuestenartig, kagten, grauen Bergen immer wieder ploetzlich kleine Orte auftauchen, die in saftiges fruehlingsgruen getaucht sind und wo die Voegel um die Wette zwitschern - wie daheim im April.
Aber da ist ja bald November, alles wird grau sein zuhause, ihr wartet jetzt dort warscheinlich gerade auf den ersten Schnee, die Gluehweinsaison hat begonnen und draussen ist es nasskalt.


Hier befinden wir uns in einem Fest der Farben und geraeusche. Der Wind rauscht durch die leuchtend gruenen Baeume. Die Voegel zwitschern um die Wette. Der Bach plaetschert und glitzert aus dem frischen Gras - ja! - Gras - hervor. Alles blueht, auch die Dornbuesche und die Kakteen am Rande der Wueste.
Das alles wirkt auf uns um so phantastischer, als wir ja wieder eine Woche durch Wuesten - und Altiplano - Oednis gefahren sind - und wenn wir an zuhause denken, auch ...

Sonntag, 28. Oktober 2007

Von Grande Salinas in die Quebrada de Humahuaca

Am Horizont erkennen wir einen Hochspannungsmast, hier mitten im nichts. Als wir naeher kommen bin sehen wir, dass sie Masten zwar in Reih und Glied dastehen aber die Draehte fehlen - und dass wohl schon lange. Doch nach nach 20 km sind auch Draehte da. Dann zweigt eine Strasse nach links ab und weg ist die Hochspannungsleitung mitten im Nirgendwo. Und dann kommt eine unvorstellbare Gerade von 50 km. Fuenfzig Kilometer geradeaus. Fuer den Alpenbewohner ein spektakulaeres Wunder. Links und rechts ab und zu ein Gehoeft. Menschen holen Wasser aus einem Ziehbrunnen.Dort und da ein Esel und je weiter wir kommen immer mehr Kuehe. Die Bereich der Lamas ist vorbei, hier leben nun die Kuehe. Klein und abgemagert fuer europaeische Turbokuhverhaeltnisse. ICh weiss auch nicht wovon die Leben. Lediglich ein gruengelbliches Stroh waechst in dieser salzigen Einoede. Wir queren die Aregentinischen Salar Grande Salinas. Auf beiden Seite gibt es Einrichtungen zur Salzgewinnung. Ein Paraguayanischer LKW holt gerade eine Ladung.

Monika faehrt in dieser Einsamkeit, wie der Teufel. Ich im WIndschatten mit Haenger - ich komm nicht nach. ... aber es wird sich raechen. Toni Holzleitner, mein verstorbener Laeuferfreund und Trainingspartner, hat mit seiner Weisheit immer gesagt, man muss mit dem gleichen Tempo zurueckkommen, mit dem man losgelaufen ist. Ob das Monika durchhaelt? Wir werden sehen.

Dann queren wir erstmal die Ruta National 40 die uns spaeter in den Sueden fuehren soll. Wir lassen sie rechts liegen und ziehen hinauf zur Abra Porterillos (4170m), der letzte Pass bevor das Altiplano nach Osten endgueltig abbricht. ... Und wir haben Rueckenwind, er blaest uns (genauer mich) den Berg hinauf, weil ein bisschen dazu treten muss man auch bei Rueckenwind. Monika zollt ihrem Rassen am Morgen Tribut.

Wir durchqueren El Colorado, ein Gebiet mit eindruecklichen Sand- und Gesteinsfarben.
Und dann sehen wir hinten am die Kehren zur Abra Porterillos hinaufziehen - etwa 400 Hoehenmeter bis zum Pass. Monika sagt: "Den machen wir heute noch." Hinterher stellt sich raus, dass sie eigentlich sagen wollte: "Ich will in EL Colorado bleiben und das Zelt aufstellen, heute frueher Schluss machen". Angeblich ist das weibliche Kommunikation. Jedenfalls laesst sich das Kurt nicht zweimal sagen und es geht rauf auf den Pass. Eigenartiger Weise nimmt der PKW-Verkehr sehr stark zu.

Ich reihe mich hinter Monika ein. Toni Holzleitners Weisheit trifft zu. Monika quaelt sich hoch, muehsam, muehsam. Um 17.00 sind wir dann oben und was dann kommt uebertriffft unsere Erwarteungen. Ein Pass, tife steile Taeler, Wind, und eine Strasse von der Art des Stilfserjoches. Wir sind im Gebeiet der Quebrada Humahuaca (Weltkulturerbe). Monika, muede, in Sorge wo Zelten, ausgekuehlt. Ich schlage vor noch abzufahren fuer ein geschuetzten Zeltplatz. Wir fahren weit - bis 3500 m. Dor4t ist erstmals Platz fuer das Zelt. Vorher war es nur steil. Schnell aufgebaut, gegessen, schlafengegangen.

Ich baue in den letzten Tagen das Zelt immer ganz ordentlich auf, das heisst, alle 18 Heringe einschlagen, wenn noetig mit Steinen beschweren. Unsere Reissverschluesse vom Vorzelt halten nicht mehr zuverlaessig. der Sand hat Ihnen geschadet. Sie brechen bei punktueller Belastung auf. Lauch und Mass aus Muenchen will uns neue Schieber nach Salta schicken. Wir werden sehen.

Es duerfte Mitternacht gewesen sein, als ich ploetzlich ein Pfeifen und Surren hoere. und Dann schlaegt mit einer unbekannten Wucht eine Windboe in unser Zelt ein. Das Zelt aechzt und beugt sich sich und schuettelt die Wucht ab - gehalten. Das war nur der Anfang. Immer lauter wird das Surren und Pfeifen und dann die folgenden Einschlaege. Was ist den da los? Es war doch windstill am Abend. Ich hab das Zelt hinter einem Erdwall aufgebaut. SSSSuuuuurrr, Wummm. ssssieeehurr Wummm, Sand und kleine Steine prasseln auf das Zelt. Das Kaitum (Schneehuhn) windet sich gibt nach und richtet stolz sich wieder auf.

"Das Zelt (Hillberg Kaitum) ist expeditionstauglich, aber nicht fuer die "hammerharten" Bedingungen, geht mir der Lauche und Mass Werbespruch durch den Kopf. Damals sagten wir uns "hammerhart" machen wir eh nicht wegen Emil.

Jetzt ist aber "Hammerhart". Ich sehe uns drei schon im zerfetzten Zelt im Schotter liegen oder wenn die Heringe nicht halten ins Tal fliegen. Furchtbar. ...und die unzuverlaessigen Reissverschluesse ... Ooh Mann, wo habe ich meine kleine Familie da hinein manoevriert. Monika ist wach, Emil schlaeft friedlich. Nach einer Stunde ist der Spuk vorbei.

Ich krieche aus dem Zelt. Nur ein einziger Herig ist rausgerissen, der eine den Emil am Abend "besser" einschlagen wollte. Ich spanne die Seile nach. Leg mich hin. Der LKW-Verkehr nimmt stark zu. Das haben wir die letzten sieben Tage nicht so gehabt. Egal, das Zelt steht, unverletzt.