Freitag, 30. November 2007

Mendoza (30.11.- 02.12)

Ueber Mendoza scheiden sich unsere Geister.
Kurt moechte in Mendoza nicht leben, findet es stinkig, uebervoll, unuebersichtlich.
Fuer mich ist es eine der schoensten Staedte, in der wir waren bis jetzt. Alle Strassen sind auf beiden Seiten gesaeumt von grossen, alten Laubbaeumen, es gibt viel alte Bausubstanz, die Selbstbewusstsein und Weltoffenheit ausdrueckt, die Buergersteige sind grosszuegig angelegt, es gibt viele Buchhandlungen, fuer die leider viel zu wenig Zeit ist. Ein Nachteil auch fuer mich: Am Abend hat es einen unvorstellbaren Smog. Die Abgasse von all den ungefilterten Fords und ... aus den 50ern, 60ern oder 70ern haben sich den ganzen Tag in der Luft angereichert und haengen in einer dichten, alles verdunkelnden Qolke ueber der Stadt. Die Luft brennt in den Augen und laesst uns am Abend mit Emil vom stinkenden Park in das klinmatisierte Hotel fluechten.
Zwei Tage verbringen wir in der Stadt, geniessen den Tag draussen und fluechten am Abend nach drinnen.
Weiter geht es mit dem Bus nach San Rafael, zum Radln ist es immer noch zu heiss.

Mittwoch, 28. November 2007

San Juan (27.11.-30.11)

Voellig verstaubt sind wir gestern in San Juan angekommen. San Juan ist eine grosse, quirlige Universitaetsstadt, am spaeten Nachmittag, als wir aus dem Correo-Auto steigen heiss und unangenehm. Wir brauchen einige Zeit ins Zentrum, mir zwickt der Bauch, keiener hat Lust, lange Quartier zu suchen, wir fallen in das naechste, gute Hotel um, das ein Zimmer frei hat und erwischen es prima.
Nachdem wir alle durch sind durch das Bad, steht der Sand in der Badewanne!
Wir geniessen am Morgen das Fruehstuecksbuffet mit Blick auf das Schwimmbad, Emil tront im Kinderstuhl und futtert sich durch: Joghurt, Cornflakes, Toast, Brei, Toast, usw. Danach tobt er mit einem Jungen die Treppe rauf und runter, die beiden haben riesigen Spass.
Appropos Joghurt: Emil hat seit Calama immer wieder mal Durchfall, ganz duenn. Wir wissen nicht warum? Sonst war er ganz unauffaelling. Im Hotel sieht das Stubenmaedchen wie Monika Emil mit dem "guten" Activia Joghurt fuettert. Sie deutet Monika, dass das nix fuer Kinder sei und die Durchfall davon kriegen. SO einfach ist das. Seit diesem Tag hat Emil normalen Stuhlgang (wenn das jemanden interessiert!). Interessant im Nachhinein das Muster: Wenn wir einsam unterwegs waren, war Stuhl ok, wenn wir wieder Versorgung hatten: Durchfall. Also jetzt alles klar.


Nach Sandsturm, Hitze und Wuestencampen beschliessen wir, zwei Tage in San Juan zu bleiben. Wir geniessen es, wieder in einer richtig grossen Stadt zu sein, wo es alles gibt. Vor allem Modegeschaefte gibt es reihenweise, eines am anderen. Ich beschliesse, mir ein Kleid zu goennen, ich muss nachziehen, Kurt hat sich mit Hut und Gaucho-Hose ja schon sehr nobel eingekleidet. Gleich im ersten Laden werde ich fuendig, wow! Dann mussen noch passende Schuhe her, auch kein Problem. Das ist ein Gefuehl, mit Kleid und Lederschuhen durch die Strassen zu schlendern nach drei Monaten Outdoor-Hosen-Monotonie!
Auch Emil ist dran, seine duenne Latzhose ist am auseinanderbrechen, ueberall tun sich Loecher auf. Danke, Frau Nickel, diese Latzhose war ein super Geschenk. Ich will unbedingt wieder eine Latzhose aus leichtem Stoff finden, aber vergeblich. Es gibt wirklich sehr sehr viele Kinderbekleidungsgeschaefte, aber nirgends die gesuchte Kombination lang-leicht-Latz. Dann halt nicht.

In der Zeitung lesen wir, dass gestern um 11 ein Auto einen Radfahrer niedergestossen und getoetet hat. Das soll oft vorkommen in Niquivil. Der Autofahrer muss uns irgendwann waehrend unserers Kampfes im Sandsturm entgegen gekommen sein.


Am zweiten Tag gibt es Abends ein Gewitter mit Hagel und Platzregen. Die Strassen sind dafuer nicht gebaut, das Wasser rinnt einfach die Strassen runter, man kommt kaum drueber, so hoch steht es auch eine Stunde spaeter noch. Emil hat an diesem Abend null Apetit und kein bisschen Lust, mit uns am Tisch zu sitzen. Warscheinlich tun ihm die Zaehne weh, andauernd hat er die Hand im Mund und muede ist er auch. Er protestiert und krakelt. Uns bleibt nichts anderes uebrig, als abwechselnd zu essen und Emil herumzutragen. Beim herumtragen beobachte ich, wie die Leute durch den Regen marschieren, ploetzlich faellt der Strom im ganzen Viertel aus, es wird dunkel im Restaurant. Emil wird schlaefrig, es gehen Kerzen an. Die Stimmung ist gut, Ausnahmesituation. Bald machen wir uns auf dem Heimweg. Unser Hotel ist im naechsten “Quadrant”, dort gibt es Strom.

Mittags ist es sagenhaft heiss. Wir fluechten in das klimatisierte Hotelzimmer und schlafen. Aber was machen wir bei den naechsten, langen Etappen in der Halbwueste ohne Schatten? Wir beschliessen mit dem Bus nach Mendoza zu fahren - auch wegen des zunehmenden Verkehrs rund um Mendoza. Selbst mein Inspirator Danigrab.com hat geschrieben, dass er diese Strecke "hinter sich gebracht" hat.

Dienstag, 27. November 2007

Von San Jose de Jachal nach San Juan

Wir bleiben einen Tag in Jachal. "Jachal" ich weiss immer noch nicht wie man Jachal ausspricht. Ich mehrmals gefragt, auch Reinhart (Tschákal, Scháchal, Tscháchal, Kátschal ....) es klingt aber bei den Einheimischen immer anders. Ich glaub die pflanzen mich.

Wir haben grosse Ziele fuer heute: WIr wollen nach San Juan, das waeren 150 Km, aber vielleicht moeglich, wenn der Wind guestig steht. Die ersten 40 km rollen wir mit einem Schnitt von 27 km/h. Also das koennte sich ausgehen. Wir rollen durch Niquivil. In Tucumuco nach 45 Km wollen wir kalte Getraenke kaufen. 2 Km vor Tucumuco schlaegt uns der Gegenwind ins gesicht. wir kaempfen nach Tucumuco - kein Ort drei (sage und schreibe drei Ruinen an der lange aufgelassenen Eisenbahnlinie. Das ist Tucumuco. Also keine kalten Getraenke. Ich denke positiv, der WInd wird nachlassen, wir kaempfen 10 km weiter, dann sehe ich links einen Unterstand, dort kehren wir ein, der Wind wird staerker, der Himmel verdunkelt sich vom Sand in der Luft. Der Wind wird zum Sandsturm.

Wie ein Sandstrahl schlagen die Sandkoerner auf der nackten Haut ein, wenn wir aus dem Unterstand gehen. Was tun? San Juan ist nicht erreichbar, zelten wo? im Unterstand schwierig. Ich will ein bisschen schlafen. Verzweiflung umfasst uns. Emil schlaeft im Haenger nach langem Kampf. Wir beschliessen ein Auto anzuhalten. JA und nach einer Stunde gelingt uns das. Es fahren nicht besonders viele AUtos im Sandsturm, nachmittags um 3:00.

Und es bleibt der Lieferant der Correo Argentino stehen, laedt, Taschen Raeder und Haenger ein und dahingeht es. 20 Pesos verlangt er pro Person, 4 Euros fuer 100km! Im Bus sitzt auch eine Frau aus Rodeo, als zahlende Passagierin. Sie erzaehlt, dass ihr Mann der Polizeichef in Rodeo ist und will uns ein Zimmer im Polizeihotel vermiiteln. Der Lieferant laesst uns alle vor dem Polizeihotel aussteigen. Kein Zimmer frei fuer uns, schade Danke.

Schnell die Plaza gesucht. Erstes Hotel super, aber voll, zweites Hotel perfekt "Grand Hotel Provincial". Der Bellboy spricht Deutsch und war 15 Jahre in der Schweiz und in Deutschland .. und jetzt Bellboy im Grandhotel? Egal. Die Badwanne ist nach dem Baden millimeterhoch mit Sand bedeckt ... ueberall ist der Sand, wenn eine Tasche umfaellt, sieht man Sand herausrinnen und Haeufchen am Boden bilden. Na gut wir sind gerettet. San Juan gefaellt mir, schoene Menschen, schoene Geschaefte, sehr heiss 39 Grad, aber irgendwie angenehm.

Montag, 26. November 2007

San Jose de Jáchal (25.11.-27.11.)

Nach dem Aufwachen spueren wir noch deutlich die Monsteretappe von gestern. Mit steifen Beinen staksen wir zum Fruehstueck, das wieder echt Argentinisch ist mit zwei winzigen Blaetterteig-Broetchen und einer Tasse Café. Viel zu wenig fuer unsere leeren Energiespeicher. Also machen wir uns auf den Weg zur Plaza, um dort in einem Café ein zweites Fruehstueck einzunehmen. Aber Jachal ist ein verschlafenes Nestchen, die wichtigsten Geschaefte sammeln sich rund um die Plaza, schon in der zweiten Reihe spielt sich kaum mehr was ab. Fuer ein Café mit Fruehstuecksmoeglichkeit scheint dort keine Nachfrage zu bestehen. Also kaufen wir im Supermarkt ein und jausnen im Park. Emil findet sofort wieder weiss bekittelte Schueler, die mit ihm spielen, dieses mal ist sogar ein Boy dabei.
Dann beginnt der Alltag, der sich inzwischen fuer unsere Pausen-Tage entwickelt hat: Ich spiele mit Emil im Park, Kurt marschiert in das naechste Internet-Café. Emails beantworten, es gibt einige Dinge zu regeln, zuhause anrufen. Dann halten wir alle ein Nickerchen im Hotel, ich nuetze die Gelegenheit, spanisch zu lernen. Anschliessend Jause im Innenhof des Hotels (darf man sich dieses mal nicht zu charmant vorstellen), Spaziergang, Internet, mit Emil im Park spielen, Proviant fuer die naechsten Etappen einkaufen, Abendessen. Emil schaufelt einen Teller Nudeln mit Huhn.
Noch einmal ueber die Plaza spazieren und wir fallen wieder wie die Steine ins Bett.

Sonntag, 25. November 2007

Von Guandacol nach San Jose de Jachal


Heiter gestimmt vom netten Kontakt rollen wir ueber den Schotter hinunter. Monika ist hungrig. Wir Jausnen noch auf der Plaza von Guandacol. Argentinische Doerfer und Staedte haben immer eine zentrale Plaza, da muss man hin, da beginnt alles. Gejausnet, auf den Weg gemacht, leichter Wind von vorne. Ich bin zuversichtlich, der Wind wird drehen. Rechts sehen wir, wie die Minengesellschaft der berg abgraebt. Am Abend hatte ich Reinhart noch gefragt, ob das ein Vulkan sei. Er war irritiert und sagte: "Nein das ist die Mine."

Der Wind wird staerker und jetzt kommt noch was schlimmes, in der ARt unbekanntes dazu: Eine "Zona de Badenas". Badenas sind Furten, wo das Regenwasser ueber die Strasse rinnen kann. Was nun kommt ist aber ein ueberdimensionales Wellblech: 30 Meter bergauf, 30 Meter eben 30 Meter bergab, 10 Meter Furt, 30 Meter bergauf ... und das 50 Kilometer weit, dazu 43 Grad und ordentlich Gegenwind. Wenn wir den Gegenwind nicht gehabt haetten ... ich weiss nicht. Mittag haben wir unser Tarp im WIndschatten aufgestellt ... wir sind geschmolzen und waren froh nach der Pause wieder im Wind zu sein.


Monika zieht den Anhaenger. Wir haben versucht, dass Gewicht auf beide Raeder gleich zu verteilen, aber den Anhaeger mit Emil hat 25 Kilo. Das Rad mit dem Haeger hat wahrscheinlich 15 Kilo mehr Gewicht, besser koennen wir das Gewicht aber nicht verteilen. Und diese 15 Kilo durch die Zona de Badenas zu ziehen, alle Achtung. Der Hoehenmesser summiert diese Meter nicht, da die Furten weniger als 5 Meter tief sind, aber unsere Oberschenkelmuskulatur.



Wir wollen so weit als moeglich kommen. Unser Ziel waere Jachal, das waeren 115 Kilometer, Haco waeren es nur 75 km. 6 km vor Huaco kommt die Abzweigung. Also die schoene Strecke zum Campimgplatz, die Reinhart empfohlen hat, in 8 km oder nach Huaco. Wir waehlen die schoene Strecke. Es ist 17:30 wir wollen eigentlich einkehren. ... und nun kommt ein steiler Aufstieg mit bis zu 18 Prozent Steigung auf Schotter 200 Hoehenmeter, aber wunder ... wunderschoen. Den ganzen Tag sind wir durch die Halbwueste geradelt und nun Baueme, gruene Wiesen herrlich, wann kommt endlich der Ort, schoen, schoen, aus Schotter wird Asphalt, Zona urbana wird angekuendigt, eine Lehmhuette, eine zweite, dann der Campingplatz. Riesengross und lehmig, mittendrin ein Bambusverschlag mit den Betreibern. Da will ich nicht campieren. Fin Zona urbana. Da stehen wir nun? Wo ist der naechste Ort? Es ist 18:00 Uhr. Ueber kuppiertes Gelaende kaempfen wir weiter. Ich hab den Haenger die Schotterstrasse hochgezogen, nun bin ich endgueltig platt. Monika uebernimmt wieder. Bergstrasse, ausgesetzt, kurvig und dann ein Stausee, eine Ebene, aber kein Ort.

Weiter weiter, das Licht ist wunderschoen, aber wenn wir in keinen Ort kommen - auch bloed, zum Kochen ist es schon zu spaet, Zeltaufstellen wird knapp und vorallem hier sehe ich keinen Platz fuer unser Zelt. Als wir einmal rasten umschwirren uns hunderte von Muecken, also nichts wie weg. Die Strasse wird gepflegter, wieder schnurrgerade, links und rechts Felder, einige Haeuser, aber wo ist Jachal. Monika fragt nach der Entfernung. Diez Kilometer. Na Gut. Ich nehm wieder den Haenger, Monika macht Windschatten. Es ist 19 Uhr. Nach 9 Kilometern sind wir in San Jose de Jachal.

Hotel suchen:

Wir unterscheiden mittlerweile zwischen Loechern und Zimmern. In Calama haben wir 10 Tage in einem Loch gehaust, billig, schaebig, dreckig, da ist zelten besser. In so was gehen wir nicht mehr, auch wenn es nur 10 EUR kostet. Das erste Hotel ist ein Loch, das zweite akzeptabel.

Mit dem Abendessen braucht man in Argentinien als Spaetanreisender keinen Stress haben. Als wir um 9 losziehen machen die ersten Restaurants gerade auf, Um 22 Uhr gehts dann richtig los. Ich verstehe die Argentinier. Ich Belen und Chilecito haben wir uns auch an diesen Rhytmus gewoehnt. Um 8:00 aufstehen (die Argentinier um 6:00) bis 13:00, was unternehmen (die Argentinier in Chilecito arbeiten bis 13:00 Uhr), dann Mittagsschlaf bis 17:00 - 18:00 Uhr, dann 2 Stunden noch was unternehmen, dann essen und gegen 23:00-24:00 Schlafen gehen. Das ist gesuender so.