Freitag, 7. Dezember 2007

Von Los Parlamentos nach Malargüe



Die Nacht war so weit in Ordnung. Meine Kopf- schmerzen sind besser geworden. Die Schulter tut weh, aber es wird kein problem sein zum Radeln. Am Bahnsteig herrscht reger Verkehr. Einer traegt eine Ziege vorbei, Muetter bringen die Kinder zur Schule. Ein Gaucho reitet in die Pampa und trainiert offensichtlich sein Pferd.

Heute muessen wir die Raeder zur Hauptstrasse schieben zu tief ist der Sand. Wie das gestern ueberhaupt moeglich war? Dummheit jedenfalls.

Auf der Hauptstrasse wartet schon der Rueckenwind. Ein Punkt fuer "Segen". Wir sind jetzt der gemaessigten Zone. Links und rechts wird Erdoel aus dem Boden gepumpt. Pickups und Trucks von Halliburton und Weatherford fahren an uns vorbei. Auf der Pampa in riesigen Absteaenden stehen weisse etwa 3m grosse, runde, weisse Huettchen mit Solarpanel und Antenne. Was ist das?

Jetzt weiss ich es. Ein wissenschaftliches projekt zum Auffinden von kosmischen Strahlenteilchen: www.auger.org

Vor uns liegen schneebedeckte Berge.Lan Leñas ist ein, glaube ich, wegen der Weltcuprennen auch bei uns bekanntes Schigebiet. Hier sind wir also nun - in einem Skigebiet. Mittagspase an einer Tankstelle, leckeres Speck Sandwich. Emil quitscht und schreit herum. Ein Dicker, wirklich dicker Argentinier, macht sein Quitschen nach: Emil bekommt Angst, sowas hat er noch nie erlebt.

Wir fahren an der "Fruchtfliegenkontrolle" vorbei und haben 700 Meter echt klasse 35 km/h Rueckenwind. Ich habe schon ein schlechtes Gewissen, denke das ist ja keine Leistung, wenn wir nun die naechsten 1000 km solchen Rueckenwind haben. Aber es waren eh nur 200 meter. Naechste Kurve und der Wind komm brutal von vorne rechts aus dem Las Leñas Tal. In den Poen schwenkt das Vorderrad einen Meter auf die Fahrbahn aus. Pinkeln ist sehr sehr schwierig. Nun, noch mal 20 Km schnurrgerade nach vorne, dann zeigt die Kurve eine 90 Grad Kurve. Das muesste Rueckenwind geben.

Ja, 5 Kilometer Rueckenwind - echt super, dann 10 km Windstille, auch gut, dann 2 km Seitenwind links vorne und dann 15 km frontal von vorne ... und immer dieser 35 km/h Wind - echt brutal. Erstmals gibt es seit 3 Monaten wieder einen Wald. ... und mitten im Wald einen Sandsturm, sehr unangenehm.

WIr kaempfen in die Stadt hinein, Zimmer- suche, ein Tourbus- fahrer bleibt stehen und und gibt uns einen Handzettel eines Hostals. Nach 5 Hotels mit "Loch"-Zimmern probieren wir das Hostal "Nord Patagonia". Ja "Nord". Sehr gut zwar groesseres Loch, aber sehr schoene Gemeinschaftsraueme und preiswert. In Malargue ist wohl alles auf Schifahren ausgerichtet. An der Wand haengen Carving Ski - gute, so wie Joe sie hat. Wie gehts daheim mit dem Schifahren? Ist der Schnee noch da?

Donnerstag, 6. Dezember 2007

Von Cañon de Atuel nach Los Parlamentos

Der Argentinier hat uns wirklich nervoes gemacht, aber wir sind gespannt, was der Tag bringen wird. Der Zeltplatz war sehr schoen. Vielleicht war es einer der schoensten ueberhaupt. Wir fahren am Kraftwerk 1 vorbei, Camino cerrado, aber die Absperrung ist offen, Radspuren von Autos. Nach 500 m ist die Strasse mit einem Sandwall versperrt. Wir schieben drueber. Nach 1 km liegen Steine auf der Strasse. Aha, wegen haeufigen Steinschlags geperrt, ueberlegen wir, fahren weiter, eine Kehre, dann sehen wir dass die Strasse oberhalb neu gebaut wird. Also nicht ohne, da unten herum zu fahren. Aber nirgendwo Bauarbeiter oder Maschinen, also weiter. Die Fahrbahn ist voelling von der Schubraupe zerstoert - knoecheltief (Monika kennt das Wort nicht. Vielleicht ein Austriazismus, aber der Hersteller heisst ja Caterpiller (Raupe auf English)).


Auch das geht vorbei. Ganz oben steht er dann der Catapiller, geparkt. Wir essen in El Nihuil. Sehr ordentlich. Kaufen fuer ein Wuestencamping ein und kaempfen gegen Nordwind zur Hauptstrasse. Heute mal Nordwind, weil wir nach Norden wollen - aber nur 21 km, dann scharfen Abzweig nach Suedwest.


Ahhhh! Rueckenwind. Wir schaffen insgesamt 100 km - Zeltplatz ist aber schwierig weil ueberall Sand, tiefer Sand. Der Himmel war den ganzen Tag bedeckt und dann faengt es auch noch an zu regnen, mitten in der Halbwueste. Schnell irgendwo eine geschuetzte Stelle suchen: Wenn man steht, ist der Wind unangenehm. Links mitten in der Pampa stehen ein paar Haueser "Los Parlamentos", eine Schule. Wir zweigen ab, der Regen wird staerker, Wind von vorne. Ich trete an, schneller, schneller, Schotter Sand, weicher Sand, das Vorderrad schlingert, links, rechts, links ... bummm es schnalzt es mich auf den Boden, in den tiefen Sand. Ich spuere, wie der Kopf im Helm auf das Styropor schlaegt. Die Hand tut weh, die Schulter, Abschuerfungen, schnell weiter zu einem Haus, da ist eines mit Vordach - der alte Bahnhof von "Los Parlamaentos" Zelt am Bahnsteig aufgebaut, Kopfweh, Schulterweh. Abends und nachts starker Wind aus allen Richtungen.

Suppe essen, schlafengehen, hoffen, dass der Kopfschmerz nicht schlimmer wird.

Mein Bruder hat heute Geburtstag. Alles Gute, lieber Walter!

Mittwoch, 5. Dezember 2007

Von San Rafael nach Cañon de Atuel

Es gibt Orte an die man hingehoert. Nach San Rafael gehoere ich nicht. Zu weitlaeufig ... und irgendwie die falschen Vibrationen.

WIr rollen wieder hinaus auf die Landstrasse. Zweimal abbiegen und dann ist es wieder einsam. Rueckenwind treibt uns hinein in den Canon de Atuel. Monika hat noch eine Reifenpanne. Immer das gleiche Problem: Weil ich die kleine Mutter am Ventil abgeschraubt hatte (um Gewicht zusparen ! (0,03 Gramm)) kratzt das Ventil Aluminiumspaenne vom Ventilloch der Felge ab, die dann ins Innere des Reifens fallen und irgendwann den Schlauch durchloechern. - Dummheit.

Zuerst noch Halbwueste und dann kommt der erste wirklich grosse Fluss, wildes Wasser, schnell fliessend, Schaumkronen. Links und rechts gruene Baueme, wie zu Hause. 50 Meter neben dem Ufer aber weiter Halbwueste.

Und was jetzt kommt ubertrifft alle Erwartungen an eine Tourismusregion. Hunderte von Cabanas werden als Unterkunft angeboten, ein Grillplatz reiht sich an den naechsten, eine Compjeo Touristico an den anderen. Aber alles leer - kein Tourist, kein Auto, nur ein paar Arbeiter, die Rasenmaehen. Als wir bei einem Kiosk was Kaltes kaufen, lungern dort 6 Raftingguides rum. Nicht im Argentischen Stil, sondern im Ischgl-Stil - DJ Oetzi Stil: Frisur, Bart, Muetze, T-shirt. Schaudern rinnt ueber meinen Ruecken: Wo bin ich? Im Oetztal oder in Argentinien. Rafting scheint aber total "in" zu sein. Im Hostal in Malargue, treffen wir einen anderen Raftingguide (Argentisischer Stil, ahh danke - ich bin wieder gelandet), der erzaehlt uns: mitte Dezember geht es los mit dem Tourismus. Wir werden sehen.

Das gruene Tal endet an einem Damm, darueber ein Stausee. Der Asphalt endet auch. Auf Schotter fahren wir ueber eine Hochebene weiter, immer mit Blick auf den See. Sehr schoen! Dann geht es wieder hinunter in die Schlucht. Stausee, Kraftwerke und dazwischen grossartige Canon Landschaft, eine der schoenste, die wir bsher erlebt haben.

Ein nachkommendes, Argentisches Auto haelt und erkundigt sich, ob wir eh wissen, dass die Strasse nach EL Nihuil gesperrt ist. Oh Mann, denke ich immer diese Gschaftler. Monika ist eh noch nicht fit und wenn sie das hoert, ists ganz aus. Sperre bedeutet 200 km Umweg.
Der Argentinier fragt noch einen entgegenkommenden Pickup. NoNahh, was wird der sagen: Gesperrt. Wir fahren weiter und schauen uns das mal an. Die Unbefangenheit, Sorglosigkeit ist weg. Mist. Nach 65 Tageskilometern fangen wir an einen Zeltplatz zu suchen. Der Argentinier kommt zurueck und sagt in 8 km ist die Sperre aber vielleicht gehts mit dem Fahrrad. Egal, das ist ein Problem fuer morgen. Heute essen trinken, spazieren gehen, Condor beobachten, schlafengehen.

Sonntag, 2. Dezember 2007

San Rafael (02.12.-05.12)

Inzwischen sind wir routinierte Busfahrer. Das Ticket kaufen wir kurz vor der Abfahrt, entspannt trinken wir einen Cafe vor der Abfahrt und lassen Emil sich muede turnen. Dann Gepaeck verstaut, rein in den Bus. Wir sitzen ganz oben und vorne im Doppeldecker. Emil ist begeistert: Dadadadadadada, er laesst kein Auto aus, das an uns vorbei faehrt. Zwischendrin shakert er mit den Maedels auf den Sitzen hinter uns. Er wird mit Waffeln belohnt, die unermuedlich von hinten vorgeschoben werden. Irgendwann doesen wir alle ein, und –schwupp- sind wir in San Raffael.
Von San Rafael versprechen wir uns, dass es schoen und alt ist wie Mendoza, belebt wie Mendoza, aber laendlicher, gemuetlicher. Hier wollen wir eine schoene Unterkunft finden, einige Dinge erledigen und ein wenig ausrasten.
Eine Problem loest sich wirklich in San Rafael: Ich finde endlich die leichte, lange Latzhose fuer Emil. Auch in Mendoza habe ich alle Kinderlaeden vergeblich abgesucht – nichts. Immer sind sie entweder ohne Latz – zu unbequem, oder kurz – nichts fuers Wuestencampen, das gibt offene Knie ohne Ende.
Aber in San Rafael finden wir genau in dem Laden, wo ich dann soweit war, eine Hose ohne Latz zu nehmen, eine leichte Jeanslatzhose, die lang ist und auch noch sagenhaft pfiffig aussieht. Ein Volltreffer.
Sonst ist alles ein bisschen anders als erwartet:
San Rafael ist eine der wenigen Staedte, die entlang einer Strasse sich ausbreitet, ohne richtiges Zentrum. Hier sitzen wir 20 Minuten im Cafe, ohne irgend etwas zu bekommen, wir finden kaum etwas, nach allem muessen wir uns durchfragen: Waescherei, Optiker.
Optiker: Lange und gut geplant von Kurt, wollten wir hier Kurts Vorrat an Eintageslinsen wieder auffuellen. Die Optikerin, zu der wir uns durchfragen, bestellt sie uns bis zum naechsten Tag. Gut, gut, muy rapido, denken wir. Am naechsten Morgen stellt sich heraus, sie hat einen Tag gebraucht, um herauszufinden, wie lange es dauert: 4 Tage. So lange wollen wir nicht bleiben. Kurt beschliesst, erst einmal mit Brille zu fahren.
Auch die Unterkunft entpuppt sich als ganz nett, aber nicht so ganz das Richtige:
Viel zu weit draussen, man kann kaum etwas erledigen.
Das Ganze ist zwar eine neue, schoene Anlage, in der wir ein Appartement gemietet haben, die Wirtin, eine junge Frau aus Buenes Aires (sie bestaetigt unsere Vermutung, dass alle Argentinier, die Englisch sprechen, aus Buenes Aires kommen), ist sehr nett und freundet sich sofort mit Emil an.
Das Zimmer aber ist zu klein, eine dicht befahrene Strasse dicht daneben, und dann ist da noch Augustina, 4 Jahre, aus Buenes Aires. (Sie spricht noch nicht Englisch)
Mit Emil und dem neuen Schwimmreifen im Pool plantschen ist nicht moeglich, weil dann kommt Augustina angesaust und will mit Emil spielen und Emil will raus zu Augustina. Auch recht, ich freue mich immer, wenn Emil Spielkameraden findet. Aber das funktioniert diesesmal nicht, es nervt bloss: Fuer Augustina ist Emil naemlich eine Puppe, ein Spielzeug: Hochheben, mit ins Zimmer nehmen, fuettern, das interessiert sie. Aber nicht mit Emil spielen. Den Ball schmeisst sie irgenwohin und Emil soll ihn apportieren wie ein Hund. Sie will Emils Spielzeug sehen, stuerzt sich auf die Legoeisenbahn, kickt Emil weg und nach 20 Sekunden kommt sie und fragt, ob wir nicht mehr davon haben.
Emil aber rennt ihr trotzdem hinterher und denkt immer noch, sie spielt mit ihm.
Dann bekomme ich noch Magenkraempfe, eine Nacht Durchfall, einen Tag schlapp rumhaengen, dann reicht es und wir fahren weiter, mit den Raedern.