Donnerstag, 13. September 2007

jetzt wird´s ernst


So, jetzt sind wir endlich am Ziel. Jetzt sage ich auch: jetzt wird`s ernst. Morgen brechen wir auf mit den Raedern (keine Ahnung, wo auf der spanischen Tastatur das a mit punkten ist). Morgen lassen wir das kontrollierte leben zurueck. Wir haben Verpflegung fuer zwei wochen mit, ungefaehr, genaues wissen wir nach zwei wochen. wo es wieder etwas geben wird im naechsten monat, wissen wir auch erst im naechsten monat. wo wir schlafen werden, wissen wir immer erst, wenn wir angekommen sind, am schlafort. wir werden losradeln in einer landschaft, die so extrem ist, wie das steinerne meer: die berge tuermen sich hoch und hoeher, bis zur hoehe des altiplano, das unser erstes ziel ist. das altiplano ist eine hochebene zwischen der kùeste und den anden auf ca. 4000m hoehe. die naechsten tage werden wir uns in kleinen schritten immer hoeher hinauf schrauben und uns viel zeit zum akklimatisieren lassen.
die landschaft und die berge hier haben immer nur eine farbe: die des sandes, also braun. kontrast bietet dazu nur der himmel, wenn er blau ist, das ist er aber nur selten das ist eine der ueberraschungen der letzten tage: wir sind hier in der trockensten wueste der welt, haben auch schon einen ausflug gemacht, laufen jeden tag herum, aber bis jetzt haben wir nur lange, warme sachen angehabt. hoechstens mittags, wenn die sonne herauskommt, kann man mal ein kurzes tshirt tragen. es hat immer so um 14-18 grad herum. morgens ist der himmel grau von wolken, nur ca. zwischen 13:00 und 16:00 kommt die sonne heraus. morgens und abends ist es richtig frostig. fuer uns natuerlich ist das optimal, sowohl zum radln als auch fuer emil, dem wird es sicher nicht zu heiss im haenger.
wir sind recht gut angekommen in dieser neuen welt, es war gut, ausreichend zeit zu haben. mit der sprache komme ich recht gut klar, wenn die chilenen geduld genug zum langsam reden haben (und die haben sie immer, es macht ihnen richtig spass, zu merken, dass ich nur wenig verstehe, und wenn ich dann was kapiere, freuen sie sich). Ich verstehe alles zum leben notwendige. alles darueber hinaus gehende, z.b. wenn uns unser gastgeber etwas ueber die kulturen der andenbewohner erzaehlt, dann ist es aus.
ungekehrt ist es genauso, ich muss schrecklich lange nachdenken, macht aber nichts, die chilenen freuen sich, wenn ich was rausbring, was sie verstehen. mein akzent wurde als franzoesisch bezeichnet und ist grauenhaft, fuer schoen sprechen hab ich keine aufmerksamkeit uebrig. den rest muss ich mit kurt und emil besprechen. oder mit den englaendern, die auch in unserem residencial wohnen und ein jahr um die welt reisen, da flutscht es dann endlich wieder.
aber zurueck zum ernst: ab morgen begeben wir uns in eine welt, wo es nicht um die ecke alles gibt, was man braucht, wir sind ganz auf unsere autarke, kleine fahrradtaschenwelt beschraenkt.
ich bin gespannt, was wir erleben werden, ob wir wirklich mit menschen in kontakt kommen werden, ob es funktionieren wird mit emil...
heute habe ich eine floete bekommen. die yamaha-plastikfloete, auf der emil immer so gerne getroetet hat, habe ich zu hause vergessen, auf der suche nach einem ersatz bin ich auf eine typische suedamerikanische floete gestossen, die sehr schoem klingt. mal sehen, ob ich lernen werde, darauf zu spielen...
was gibt es neues von emil?
- Emil hat gelernt, stufen rauf und runter zu krabbeln. wenn man sich neben hin stellt und auf den boden zeigt und ganz streng sagt "alleine", dann bequemt er sich, altersgemaess mit haenden und fuessen, popo voraus, herunter und hinauf zu krabbeln. es gibt in unserer unterkunft im hof naemlich zwei absaetze, die fuer ihn alleine nicht gehend zu bewaeltigen sind. ich hab einen tag mit ihm geuebt, drueberzukrabbeln. tut man nichts, dann hirscht er immer noch gehend drueber, genau wissend, dass wir ihn eh nicht drueber fallen lassen. warum soll man sich denn unnoetig arbeit machen?

- emil hat von uns allen schon am laengsten gebraucht, anzukommen. sowohl sein ess- als auch sein schlafrhythmus waren kraeftig durcheinander nach der reise. die tage hier in arica waren sehr wichtig fuer ihn. inzwischen hat sich alles wieder eingespielt. emil isst begeistert mit uns mit. vor allem im restaurant mag er alles, was wir essen: fleisch, gemuese, getreide, das essen hier ist sehr gut und ausgezeichnet geeignet fuer emil.
- ich glaube, dass es emil ziemlich egal ist, dass wir jetzt am anderen ende der welt sind. er mag mit anderen menschen spass haben, mag seine shows abziehen und applaus ernten, er will rumrennen, papierschnipsel sortieren, mit der eisenbahn spielen, regelmaessig schlafen und essen und ernst genommen werden und seine "daah" erklaert bekommen ("daah" und hinzeigen, was ist das: bis zu 5 mal pro minute, aber jedes "daah" erzwingt eine antwort!) er will ueberall hin mitgenommen werden und will alles mitkriegen und meistens will er nicht einschlafen. ob das zuhause ist oder hier, ist ihm egal.
- die schlaf - und rausguckstunden im haenger, die jetzt auf ihm zukommen, werden ihm guttun, es wird ein wenig mehr gleichmaessigkeit in sein leben und noch mehr schlaf bringen, er wird in dem vielen neuen jeden tag etwas konstantes haben.

so, es gaebe noch viel zu erzaehlen, aber ich bin muede.
wir freuen uns immer, etwas von euch zuhause zu hoeren!

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