Gespannt fahren wir in San Martin de los Andes ein. Einer der grossen Touristenziele der Region. Cabanas und andere Unterkuenfte reihen sich aneinander, Unterkunftschwierigkeiten werden wir keine haben.In der Tourist-Information gibt es vier Schalter, an denen sich trotzdem lange Schlangen bilden. Es brummt vor Tourismus.
Wir kommen in einem Apart-Hotel unter, haben eine sehr schoene, kleine Ferienwohnung. Alles ist da, um mal wieder "was Gesundes" zu kochen und heisses Wasser fuer den Kaffee zu kochen.
Zwei Tage wollen wir uns Pause goennen.
Nach dem ueblichen Abstauben unter der Dusche setzen wir uns megahungrig in das erste Restaurant, das Nachmittags geoeffnet hat. (das gibt es auch nur in stark touristischen Orten)Wir geniessen Pizza und Salat. Emil verschwindet beim Bestellen fuer 3 Sekunden aus meinem Gesichtskreis, taucht wieder auf mit einer Krippenfigur in der Hand. Erster Gedanke: Ach ja, es ist ja noch Weihnachtszeit. Der zweite verdraengt den ersten blitzartig: Aus Ton, geht kaputt beim Runterfallen. Noch bevor der Gedanke richtig zuende ist, liegt der Esel zersprungen auf dem Boden. Wie peinlich!!! Der Kellner lacht sich kaputt, ich versteh leider nicht seine Beschwichtigungen, die den Eindruck erwecken, dass es gar nicht schlimm ist, ja, dass er nicht gerade an dem Teil gehangen ist. Er spendiert Emil sogar eine Handvoll Konrkorken und mit einem Spielzeugauto darf Emil auch noch spielen.
Dann geht die Gummistiefeljagd weiter. Leider erfolglos, es wird mir gesagt, falsche Saison, Gummistiefel gibt es erst wieder ab Maerz.
Wir spazieren mit Emil an den See, wo es einen schoenen Strand gibt. Emil spielt mit dem Sand, schmeisst Steine, wir geniessen den warmen Sand im Kontrast zum scharfen, kalten Wind.
Am Abend spazieren wir nochmal durch die Stadt und machen an der Plaza halt. An einem Abend spielt eine Band mit interessanter Instrumentenkombination: E-Bass, Schlagzeug, Akkordeon, akustische Geige. Jedes Instrument hat seinen eigenen Verstaerker und Lautsprecher, es gibt keine Anlage mit Mischpult. Die Musiker sitzen auf ihren Lautsprechern, der Geiger hat die Beine uebereinandergeschlagen. Er haelt die Wirkung offensichtlich fuer cooles Understatement. Auf mich wirkt es unterspannt, die uebereinandergeschlagenen Beine druecken eine Verschlossenheit aus, die nicht zum Musizieren passt. Um die Band hat sich ein Kreis sitzender und stehender Zuhoerer gebildet. Wir setzen uns mit Emil dazu. Emil gefaellt die Musik. Er wippt mit und faengt an, angetrieben von der flotten Musik, um mich herumzurennen, immer schneller, bis es ihn irgendwann aus der Bahn schleudert, dann gleich wieder aufrappeln und weiterrennen.
Kurt und ich sind nicht sehr angetan von der Band, vor allem der Geiger hat genau so einen unterspannten Ton, wie er da sitzt, aber eine Weile geniessen wir die Freude von Emil, dann spazieren wir weiter.
San Martin ist in Bezug auf oberbazrischen Klotzstil schon eine Steigerung. Die Restaurants und Touristenlaeden sind mit viel Holz und sehr wuchtig gebaut, alles ist neuer und moderner als in Villarica, unsere letzte Touristenhochburg.
Wir entdecken eine Pastelleria, wo es unglaublich gute Torten gibt, sogar besser als zuhause: Kreativer, lockerer, fruchtiger. Die Pastelleria heisst "Mein Traum".
Emil ist inzwischen Spaziersuechtig. Er kann endlos mit uns oder einem von uns durch die Strassen spazieren: Touristen auseinandersprengen (er macht wirklich die Haende vorne zusammen und wuehlt sich durch eine Reihe Menschen wie ein Schneepflug), er ueberprueft dann immer die Wirkung dieser Aktion (bleibt stehen und schaut sich um, schaut seinen Opfern direkt ins Gesicht) nachdem die von Entzuecken bis Amuesiert reicht und nie negativ ist, macht er es immer wieder, dazu kommt: am Weg entlangrennen und Plappern und mit den Armen wedeln, auf Mauern spazieren. Er ist fast nicht muede zu kriegen.
Wir finden ein Fahrradgeschaeft, wo es fast alles gibt, auch eine HG 90 und eine IQ-Radlhose fuer Kurt und ein neues Trikot fuer mich. Vor allem Kurt ist uebergluecklich ueber seine neue Radlhose, die alte war schon einige Zeit dabei, sich aufzuloesen.
Am dritten Tag wollen wir eigentlich weiterfahren. Aber es regnet in Stroemen, als wir aufstehen, die Wolken haengen tief. Wir beschliessen, nicht bei Regen loszufahren, fragen an, ob wir einen Tag laenger bleiben koennen. Das wird kompliziert, wir muessten umziehen, die Rezeptionistin ist irgendwie unengagiert, wir denken uns, na gut, dann halt nicht, kramen unser Regenzeug hervor und schon sind wir wieder unterwegs.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen